Jahresbericht 2021

Jahresbericht des Vereinsjahres 2021

Liebe Mitglieder und Freunde von Queerdom

Nun liegt bereits das zweite Jahr in dieser aussergewöhnlichen und anstrengenden Zeit hinter uns. Zum Glück schritt die Pandemiebekämpfung voran und als im Sommer Massnahmen gelockert wurden, ist auch unser Vereinsleben wieder aufgeblüht. Anders als im Vorjahr konnten wir nicht nur alle geplanten Anlässe durchführen, sondern auch noch einst abgesagte Aktivitäten nachholen.

Queerdom-Treff wird gut besucht – offline und online

Von Januar bis Mai hielten wir den Queerdom-Treff online mittels Videokonferenz ab. Ab Juni fand der Treff unter Einhaltung von Schutzmassnahmen wieder durchgehend in der Fassbeiz statt. Durchschnittlich nahmen an jedem Abend sieben Personen teil.

Die Gesamtzahl der Mitglieder hat sich dieses Jahr nicht verändert und ist zur Freude des Vorstandes stabil bei 35 geblieben. Es gab drei Eintritte und drei Austritte.

Online-Anlässe dienen dem Zusammenhalt

Weil im Januar keine Veranstaltungen vor Ort möglich waren, organisierten wir einen Online-Spieleabend, um in Kontakt zu bleiben und einen geselligen Abend zu verbringen. Mit Discord fanden wir eine kostenlose Plattform, die es ermöglichte, uns im Videochat zu unterhalten. Gespielt haben wir die drei Browsergames «Codenames», «Skribbl» und «Cards against humanity».

Im Mai fand endlich wieder der Eurovision Song Contest statt, welcher dieses Jahr aus Rotterdam übertragen wurde. Am meisten Spass macht der ESC, wenn man ihn gemeinsam mit Freunden anschaut. Wir haben deshalb einen Gruppenchat ins Leben gerufen. Während der musikalischen Beiträge konnten alle Interessierten nach Lust und Laune Kommentare schreiben und die verschiedenen Auftritte diskutieren und bewerten. Für das grosse Finale haben wir unser eigenes ESC-Tippspiel aufgeschaltet. In guter alter Grand-Prix-Tradition konnten die Punkte von 12 bis 1 vergeben und darüber hinaus auch noch der schlechteste Titel gewählt werden. Zu gewinnen gab es einen Essensgutschein für die Fassbeiz.

Mein Dank gilt Christian und Stephan Sonntag für das Organisieren der Online-Anlässe.

Persönliche Begegnungen kehren zurück

Nachdem über Monate alle Veranstaltungen nur online möglich waren, erlaubten das Wetter und die epidemiologische Lage im Juni die Durchführung einer Velotour entlang der Thur. Unsere Gruppe startete am Bahnhof Winterthur und setzte sich in Richtung Mörsburg und von dort weiter nach Altikon und Andelfingen in Bewegung.

Im September nahm Queerdom mit seinen Partnervereinen HOT und wilsch als Fussgruppe an der Zurich Pride teil. Der Demonstrationsumzug unter dem Motto «TRAU DICH! Ehe für alle jetzt!» führte vom Helvetiaplatz durch die Innenstadt und zurück an den ebensolchen. Es galt, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die wichtige Abstimmung am 26. September zu lenken und besonders die jüngeren Generationen für den Urnengang zu mobilisieren. Motivierende Reden trösteten über den Umstand hinweg, dass in diesem Jahr pandemiebedingt kein Festivalgelände geplant wurde.

Queerdom kämpft für das JA zur Ehe für alle

Am Sonntag, 26. September 2021 sagte das Schweizer Stimmvolk mit 64% JA zur Ehe für alle. Endlich dürfen auch Männer- und Frauenpaare heiraten. Diesem historischen Volksentscheid ging eine intensive Abstimmungskampagne voraus:

Auf Initiative von Queerdom wurde Ende Juni das Schaffhauser Komitee «JA zur Ehe für alle» ins Leben gerufen. Das Komitee war überparteilich organisiert. Die motivierten Aktivist*innen haben vor und während des Abstimmungskampfes in mehreren Gruppen parallel publikumswirksame Anlässe geplant und durchgeführt.

Mitte August fand in Schaffhausen der erste Aktionstag statt. Bei einer Standaktion an der Schwertstrasse verteilten wir Flyer und Give Aways und machten mit einer Sofortbildkamera Fotos von Passant*innen und dem #jaichwill-Bilderrahmen für unsere Fotowand. Der zweite Aktionstag wurde Mitte September durchgeführt.

Ende August brachten wir mit der «Velo Pride» den Regenbogen ins Klettgau. An der Grande Tour de Chläggi nahmen rund 40 Erwachsene, Kinder und Jugendliche in Regenbogenfarben geschmückt teil. Start war in Neuhausen am Badischen Bahnhof. Laut klingelnd fuhren wir mit den Velos in die Gemeinden Neunkirch, Hallau, Gächlingen, Löhningen und Beringen. Die dortigen Dorfbrunnen haben wir kurzerhand mit buntem Stoff und Abstimmungsplakaten zur Ehe für alle dekoriert. Die Aktionen wurden von den Passant*innen positiv wahrgenommen und mittels Flyer haben wir sie auf unsere Anliegen aufmerksam gemacht. Trotz einigen plötzlichen Regengüssen war die Stimmung unter den Teilnehmer*innen fröhlich und unbeschwert. Das Ziel des Velo-Umzuges war es, die Anliegen der LGBTIQ*-Community und insbesondere die «Ehe für alle» in die ländlichen Gemeinden des Kantons Schaffhausen zu tragen. Die Tour endete in Neuhausen mit einer Medienkonferenz und einem anschliessenden Apéro.

Auch in der Kirche war unser Komitee mit einem Anlass vertreten: Mitte September fand im Münster Schaffhausen eine ökumenische Feier zur Ehe für alle statt. Mehrere Pfarrpersonen beleuchteten anhand kurzer Bibeltexte Aspekte des Themas «Hauptsache: Liebe». Musiker*innen brachten das Thema mit Liedern und Songs zum Klingen.

In Puncto Medienarbeit konnten wir durch Interviews, Berichte und Diskussionsrunden bei Radio RaSa, Radio Munot, TELE TOP, den Schaffhauser Nachrichten und dem Klettgauer Boten an breiter Front auf unser Anliegen aufmerksam machen.

Ich sage herzlichen Dank an Alois Carnier, Peter Leu, Peter Rüegg und Tim Bucher für euren unermüdlichen Einsatz um diesen Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung von homo- und bisexuellen Menschen.

Gesellige Anlässe mit Abendessen laden zum Geniessen ein

Im Oktober führte uns der gemeinsame Anlass von Queerdom, HOT und wilsch – kurz ostschweiz.lgbt – in Form einer Herbstwanderung in die Region Winterthur. Es ging von Dättlikon über die Weinberge, dann entlang der Töss und Eulach bis zum Sulzer-Hochhaus in Winterthur und weiter quer durch die Altstadt zum Abendessen im Vereinslokal der wilsch.

Anfang November feierten wir schliesslich die 25. Ausgabe des Queerdom-Bowlingturniers mit einem Spaghettiplausch und anschliessendem Discobowling. Seit dem ersten Turnier im Vereinsgründungsjahr 2008 spielten unsere Mitglieder und Freunde zweimal jährlich in der BeSeCo Bowlinghalle bei Winterthur um den Pokal. Das Interesse an der einst äusserst beliebten Turnierserie hat über die Jahre leider zunehmend nachgelassen.

Ende November konnten wir das Queerdom-Weihnachtsessen «nachholen». Bereits für das Weihnachtsessen im Vorjahr hatte unser Mitglied Yves Tschannen das Restaurant Grünerbaum in Neuhausen ausgesucht. Alles war gebucht und organisiert, doch mussten wir den Anlass damals pandemiebedingt leider ausfallen lassen.

Queerdom unterstützt das Crowdfunding von Transgender Network Switzerland

Anfang Dezember fand der Weihnachtsverkauf von Queerdom statt. Dank der ausgezeichneten Teamarbeit und Unterstützung unserer 15 Helfer*innen wurde der Verkauf auch dieses Jahr wieder ein voller Erfolg. Die feinen Probiererli haben unzählige Passant*innen angelockt und mehr als 150 süsse Säckli, Butterzöpfe und Konfigläser gingen über den Ladentisch. Dieser fleissige Einsatz hat uns Einnahmen von rund 700 Franken beschert - ein neuer Rekord!

Durch zahlreiche Spenden war Queerdom schon vor dem Weihnachtsstand in einer komfortablen finanziellen Lage. Anstatt weiteres Vereinsvermögen zu bilden, hat der Vorstand entschieden, mit dem Verkaufserlös das Crowdfunding von Transgender Network Switzerland (TGNS) zu unterstützen. Damit helfen wir dem Verein im Kampf für die rechtliche Anerkennung nicht binärer Menschen.

TGNS führt seit zwei Jahren einen Präzedenzfall, der jetzt beim Bundesgericht liegt: Ein in Deutschland gestrichener Geschlechtseintrag soll anerkannt werden. Begleitend dazu schafft TGNS die entscheidende Sichtbarkeit in den Medien und Awareness bei den Politiker*innen. Wir helfen mit, die Kosten für Anwalt, Gerichte und Arbeit zu decken. Über das Crowdfunding konnte TGNS Spenden in Höhe von rund 47'000 Franken sammeln.

Ich freue mich darauf, das vierzehnte Vereinsjahr mit einigen Veränderungen in Angriff zu nehmen und zähle auf eure Unterstützung.

Herzliche Grüsse

Daniel Flachsmann
Präsident von Queerdom